Freitag, 24. März 2017

Ulm




Verlag: Huch & Friends
Autor: Günter Burkhardt
Spieleranzahl: 2 - 4
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: ca. 60 Minuten


Einleitung:

In Ulm, um Ulm und um Ulm herum ist nicht nur ein bekannter Zungenbrecher, sondern auch Location des namensgebenden Strategiespiels Ulm. Ein innovativer Schiebemechanismus ermöglicht den Spielern drei Aktionen pro Zug, und wer am Ende durch geschicktes Taktieren die meisten Siegpunkte erspielt hat, ist verdienter Gewinner und bedeutendster Bürger von Ulm.

Ablauf:

Zunächst wird der Spielplan in die Mitte gelegt und mit allen benötigten Utensilien bestückt (Karten, Nachkommenplättchen, Aktionssteine, Turmplättchen). Jeder Spieler erhält eine Zille (=Boot / Gondel), 13 Siegel, drei Familienwappen, zwei Münzen, zwei Ulmer Spatzen und einen zufällig gezogenen Aktionsstein aus dem Beutel.

Ulm wird über zehn Runden gespielt. Zu Beginn seines Zugs zieht der aktive Spieler einen Aktionsstein aus dem Beutel und schiebt ihn an gewünschter Stelle in das 3x3 Raster des Münsterfeldes. Dadurch wird ein Stein aus dem inneren Raster herausgeschoben, der für die Aktionen nicht verwendet werden kann. Nun wählt sich der Spieler eine Reihe aus und führt die drei Aktionen der entsprechenden Aktionssteine aus. Generell gibt es fünf verschiedene Aktionssteintypen und damit logischerweise fünf unterschiedliche Aktionsmöglichkeiten:

·         Geldaktion: eine Münze aus dem Vorrat nehmen
·         Abräumaktion: herausgeschobene Aktionssteine einer Seite nehmen
·         Kartenaktion: eine Karte für zwei Aktionssteine kaufen oder eine zusätzliche Handkarte ausspielen
·         Flussaktion: Weiterbewegung der Zille um ein freies Feld auf der Donau
·         Siegelaktion: für zwei Münzen ein Siegel in ein Stadtviertel nördlich oder südlich der Donau platzieren, welches der aktuellen Position der Zille entspricht. Dafür erhält der Spieler einen Bonus (z.B. Geld, weitere Zillenbewegungen, Nachkommen, und vieles mehr).

Optional darf der Spieler in seinem Zug eine Handkarte ausspielen und zwischen einem Soforteffekt oder einen Bonus am Spielende wählen. Während des Spiels erhalten die Spieler eventuell Siegpunkte durch Karten, eine Siegelaktion im Reichenauer-Hof-Viertel oder durch Stadtwappen. Weitere Siegpunkte werden am Schluss nach der zehnten Runde vergeben. Dabei zählen die ausliegenden Karten, die Position auf der Donau und die Ulmer Spatzen noch Siegpunkte. Der Spieler mit den meisten Punkten hat dann gewonnen.

Meinung:

Ulm ist ein Paradebeispiel für eine Veröffentlichung, die trotz relativ einfacher Mechanismen enorm viel Tiefe und außergewöhnliche Spielfreude mitbringt. Der Schiebemechanismus war bislang eigentlich nur vom Verrückten Labyrinth bekannt, aber in anspruchsvolleren Spielen wurde dieses Prinzip bisher nicht integriert. Insofern ist Ulm also nicht nur ein tolles Spiel, sondern auch noch originell und richtiggehend innovativ. Großes Kompliment an Günter Burkhardt als Autor und Huch & Friends als Verlag. In den USA würde man dazu sagen: „great job“!

Ulm kann als Grundspiel oder in einer Variante für Fortgeschrittene gespielt werden. Erfahrene Spieler können beruhigt gleich zur Fortgeschrittenenversion greifen, denn diese ermöglicht sogar ein besseres Planen für die nächste Runde, da sowohl ein Ereignisplättchen für den laufenden Durchgang als auch eine Vorschau auf die nächste Runde offen ausliegen. Allzu viel planen kann man dennoch nicht. Vieles ist abhängig vom inneren Raster des Münsterfeldes, daher ist Ulm auch eher ein Taktik- als ein Strategiespiel (wobei die kommenden Züge zumindest ansatzweise geplant werden sollten).

Geld ist wichtig. „Ohne Moos, nix los“ wie es so schön heißt. Siegelaktionen sind bedeutsam, daher sollte nach Möglichkeit immer ein bisschen Geld in der Kasse sein, um zumindest die wichtigsten Siegelaktionen ausführen zu können. Dennoch muss auch das Vorwärtskommen auf der Donau immer im Auge behalten werden, denn die Position der Zille ist schließlich ausschlaggebend für die möglichen Siegelaktionen und für die Punkte am Spielende. Erfreulicherweise werden Schiffsbewegungen auch durch Siegelaktionen oder Karten ermöglicht, so dass nicht immer auf die Flussplättchen zurückgegriffen werden muss. Wie wichtig sind die Karten? Antwort: sehr wichtig. Ulm ist kein Spiel, bei dem die Spieler am Schluss Hunderte von Punkten auf ihrem Konto haben. Wenn es auf die 50 Punkte zugeht, hat ein Spieler schon eine sehr ordentliche Leistung abgeliefert. Und Karten können verdammt viele Siegpunkte bringen. Logischerweise ist in diesem Zusammenhang auch die Abräumaktion wichtig, um möglichst viele Plättchen einzusammeln, die man dann in Kartenkäufe investieren kann.

Die Grundaktionen von Ulm greifen also wunderbar ineinander und bedingen sich gegenseitig, ohne dabei übermäßig komplex zu sein. Die Kunst des Spiels ist das Austüfteln der optimalen drei Aktionsmöglichkeiten, und genau das macht Ulm anspruchsvoll und spannend und vermittelt gleichzeitig enormen Spielspaß.

Fazit:

Mit Ulm ist Huch & Friends ein echter Volltreffer gelungen. Das Spiel eignet sich sowohl für Vielspieler als auch für ambitionierte Gelegenheitsspieler, und auch Familien dürften mit Ulm durchaus auf ihre Kosten kommen. Neben dem großartigen Spielspaß gebührt auch der Anleitung ein großes Lob, denn die Unterteilung in Grundregeln und Spezialeffekte in zwei separate Heftchen ist in diesem Fall vorbildlich gelungen.

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