Dienstag, 27. September 2016

Istanbul - Brief & Siegel



Verlag: Pegasus
Autor: Rüdiger Dorn
Spieleranzahl: 2 - 5
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 40 - 60 Minuten


Einleitung:

Nach Mokka & Bakschisch erscheint mit Brief & Siegel nun eine weitere Istanbul Erweiterung. Genau wie die erste Erweiterung führt auch diese Ergänzung zum Erfolgsspiel von Rüdiger Dorn neue Elemente ein. Die Überbringung von Briefen ermöglicht Zusatzaktionen oder den Eintausch gegen wertvolle Rubine. Neu sind ebenfalls der Einsatz eines Kompagnons, die Begegnung mit einem Kurier und der Erhalt von Belohnungen durch Kiosk-Plättchen. Da das Basisspiel jedem Spieler bekannt sein dürfte, wird im folgenden Ablaufblock ausschließlich auf die neuen Elemente eingegangen.

Ablauf:

Im Gegensatz zum Grundspiel werden bei Brief & Siegel zu Beginn 20 Orte ausgelegt. Die neuen Orte der Erweiterung sind Botschaft, Kiosk, Auktionshaus, Geheimbund und Katakomben. Letzterer Ort (Katakomben) kommt nur zusammen mit der Mokka & Bakschisch Erweiterung zum Einsatz und erlaubt das Nehmen einer beliebigen Ware und die Bewegung zu einem beliebigen Ort. Bei der Botschaft erhalten die Spieler zwei Briefe, die zunächst offen abgelegt werden. Auf der Vorderseite zeigt jeder Brief ein Siegel und die Nummer eines Ortes. Wird dieser Ort erreicht gilt der Brief als zugestellt und wird umgedreht. Die Rückseite eines (zugestellten) Briefs zeigt zwei Siegel. Gegen Abgabe von drei bis vier Siegeln kann der Spieler eine Zusatzaktion ausführen. Im Geheimbund kann ein Spieler sechs Siegel abgeben und dafür einen Rubin vom Sultanspalast, dem Edelsteinhändler oder dem Kaffeehaus nehmen.

Am Kiosk erhält ein Spieler ebenfalls einen Brief, und anschließend deckt er eine gewisse Anzahl an Kiosk-Plättchen auf. Nun führt jeder Spieler reihum eine Aktion aus. Im Auktionshaus erhält ein Spieler eine beliebige Ware und versteigert danach zwei Bonuskarten vom Stapel. Der aktive Spieler eröffnet die Auktion und kann außerdem das letzte Gebot abgeben. Alle Mitspieler dürfen reihum nur einmal bieten. Ersteigert ein Mitspieler die Bonuskarten, erhält der aktive Spieler den Auktionsertrag. Gibt der aktive Spieler das höchste Gebot ab, erhält er die zwei Bonuskarten und legt den Betrag zum Vorrat.

Im Laufe einer Partie kommt mit der Brunnenaktion ein Kompagnon ins Spiel. Dieser kann anstatt des Kaufmannszugs bewegt werden, allerdings zieht der Kompagnon nur ein Feld weit und führt dann die entsprechende Aktion aus. Trifft ein Spieler auf die Kurierfigur, kann er ihm einen Brief für zwei Lira oder für einen anderen Brief abkaufen. Dem Spiel liegen neue Bonuskarten bei. Diese können entweder separat oder in Kombination mit den Bonuskarten des Basisspiels verwendet werden.

Das Spielende wird unabhängig von der Spielerzahl eingeleitet, wenn der erste Spieler sechs Rubine gesammelt hat. Ansonsten gelten dieselben Regeln wie beim Grundspiel.

Meinung:

Sowohl das Istanbul Basisspiel als auch Mokka & Bakschisch erfreuen sich großer Beliebtheit bei Vielspielern und ambitionierten Gelegenheitsspielern. Brief & Siegel passt zu diesen beiden Veröffentlichungen wie der berühmte Arsch auf den Eimer. So und nicht anders muss eine Erweiterung zu einem gehobenen Familienspiel konzipiert sein. Brief & Siegel führt nämlich neue Elemente sein ohne den etablierten Kernmechanismus zu verändern. Das macht das Ganze noch interessanter und abwechslungsreicher, und das Spielprinzip von Istanbul ist ohnehin große Klasse.

Istanbul bietet genügend Raum für sinnvolle Ergänzungen, und diesen Raum füllt Brief & Siegel perfekt aus. Briefe sind wichtig und ermöglichen neue Überlegungen. Soll ich für drei Siegel eine Zusatzaktion ausführen oder doch lieber auf sechs Siegel sparen, um diese dann im Geheimbund gegen einen begehrten Rubin einzutauschen? Eine allgemeingültige Antwort oder einen Königsweg gibt es nicht. Die Spieler müssen situationsabhängig entscheiden, wie sie verfahren wollen, und aufgrund der wechselnden Auslage gleicht kein Spiel dem anderen.

Auch das Auktionshaus ist ein absolut gelungener neuer Ort. Der Versteigerungsmechanismus ist originell und eröffnet sowohl dem aktiven als auch den passiven Spielern taktische Möglichkeiten. Eigentlich gilt das Gleiche auch für den Kiosk, aber in der Praxis wurde dieser Ort extrem ungern aufgesucht. Irgendwie gönnen ehrgeizige Spieler Ihren Mitstreitern nicht das Schwarze unter den Fingernägeln, und daher möchten die meisten Protagonisten ihren Konkurrenten keine Abstauber-Vorteile ermöglichen.

Die neuen Bonuskarten sind überwiegend stark und entsprechend begehrt. Die Ausführung der Bonuskarte des offenen Abwurfstapels ist dabei genauso beliebt wie das Nehmen eines Briefs und der Verkauf einer Ware für sieben Lira. Aber natürlich gibt es auch beim Basisspiel mächtige Karten (z.B. das Postamt zweimal nutzen), so dass eine Kombination von alten und neuen Bonuskarten durchaus empfehlenswert ist.

Anfänger bzw. Neueinsteiger sollten Istanbul zunächst ohne Erweiterung ausprobieren. Nach einigen Partien kann dann eine Erweiterung dazu genommen werden, und wenn die Spieler dann genügend Erfahrungen gesammelt haben, folgt der finale Schritt zum Grundspiel mit beiden Erweiterungen (=Variante „Der Grosse Basar“). Das ist letztendlich die ultimative Königsdisziplin mit höchstem Spielspaß und maximalen Aktionsoptionen. Aber um nicht falsch verstanden zu werden: Istanbul macht in jeder Konstellation Spaß. Sowohl als reines Grundspiel als auch mit einer oder beiden Erweiterungen.

Fazit:

Da gibt es nichts zu meckern. Brief & Siegel ist eine absolut gelungene Erweiterung, die das tolle Grundspiel noch mehr bereichert, und daher kann selbstverständlich eine bedenkenlose Weiterempfehlung ohne Abstriche ausgesprochen werden. Das Einzige, was dieser Veröffentlichung (und auch der ersten Erweiterung) fehlt, sind die Angaben zu Spieldauer, Spielerzahl und Altersempfehlung. Denn mit Erweiterung(en) dauert Istanbul ein bisschen länger als das Basisspiel. Und längere Spieldauer = längerer Spielspaß :-)

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