Dienstag, 1. September 2015

Imperial Settlers



Verlag: Pegasus
Autor: Ignacy Trzewiczek
Spieleranzahl: 1-4
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 45 - 90 Minuten


Einleitung:

Was haben Römer, Barbaren, Ägypter und Japaner gemeinsam? Alle diese Völker sind Imperial Settlers, die im gleichnamigen Karten-Brettspiel ihre Reiche ausbauen, damit sie am Ende die meisten Siegpunkte besitzen. Um die Kaiserreiche zu vergrößern errichten die Spieler Gebäude zur Stärkung der Wirtschaft, betreiben Landwirtschaft um Rohstoffe zu sammeln, und sie bauen Kasernen und Übungsplätze, um Soldaten auszubilden. Denn das Land reicht nicht für alle, und daher ist ein Krieg quasi unumgänglich.

Ablauf:

Zunächst wird der Wertungsplan in die Mitte platziert, und alle benötigten Utensilien werden bereitgelegt. Jeder Spieler wählt ein Volk und erhält die dazugehörige Völkertafel, 30 Völkerkarten und ein Völkerplättchen, das auf Feld 0 der Siegpunktleiste des Wertungsplans platziert wird. Bevor das Spiel richtig losgeht, ziehen die Spieler reihum zwei allgemeine Karten und zwei Völkerkarten von den entsprechenden verdeckten Nachziehstapeln. Diese vier Karten bilden die Starthand.

Imperial Settlers verläuft über fünf Runden, die jeweils aus vier Phasen bestehen. In der Kartenphase erhalten die Spieler eine Völkerkarte vom eigenen Stapel sowie zwei Karten vom allgemeinen Kartenstapel. Es folgt die Ertragsphase, in der die Völker neue Waren erhalten. Unter „Waren“ versteht man Rohstoffe, Gold, Arbeiter, Zerstörungs- und Verteidigungsplättchen, Karten und Siegpunkte. Die Quellen der Warenausschüttung sind die eigene Völkertafel (Grundproduktion pro Runde), etwaige Handelsabkommen und Produktionsorte. Neben Produktionsorten können die Karten auch als Fähigkeitenorte oder Aktionsorte verwendet/gebaut werden (abhängig vom Symbol auf der Karte).

In der Aktionsphase können die Spieler Orte bauen (Kosten in Form von Rohstoffen), sie können Handelsabkommen treffen (um in künftigen Runden zusätzliche Rohstoffe zu erhalten), sie können gegen Abgabe von Zerstörungsplättchen eigene oder fremde Orte zerstören (um weitere Waren zu bekommen) und sie können einen eigenen Aktionsort aktivieren (gegen Abgabe von Rohstoffen als Aktivierungskosten). Auch auf diese Art und Weise kommen die Spieler an zusätzliche Waren heran. Last not least können die Spieler noch Arbeiter gegen Rohstoffe oder neue Karten tauschen. Das Tauschverhältnis ist dabei 2:1 (also zwei Arbeiter gegen einen Rohstoff oder eine Karte).

Wer im Laufe der Aktionsphase passt, kann keine weiteren Aktionen mehr in dieser Phase durchführen. Allerdings ist man dann vor Angriffen der Mitspieler geschützt. Die Spieler dürfen reihum die geschilderten Aktionen beliebig oft und in beliebiger Reihenfolge ausführen, solange sie pro Spielzug nur eine Aktionsoption durchführen. Sobald alle Spieler gepasst haben, ist die Aktionsphase beendet und die Aufräumphase beginnt. Überzählige Rohstoffe müssen nun abgegeben werden und das Startspielerplättchen geht im Uhrzeigersinn an den nächsten Spieler weiter. Anschließend beginnt die nächste Runde.

Das Spiel endet nach der fünften Runde. Jetzt addieren die Spieler die Siegpunkte für gebaute Orte zu den Siegpunkten, die sie im Verlauf des Spiels auf der Wertungstafel erreicht haben. Der Spieler mit den meisten Punkten hat dann gewonnen.

Meinung:

Was sich nach dem Durchlesen des Ablaufblocks so einfach und locker anhört, entpuppt sich in der Praxis als mega-geiles Karten-Brettspiel mit gigantischem Spielspaß. Lasst Euch bloß nicht von dem Cover täuschen. Da wandert ein putzig-dicklicher Geselle wohlgelaunt mit seinem grinsenden Hund des Weges, und alles macht einen friedlichen und harmonischen Gesamteindruck. Von wegen! Imperial Settlers ist ein perfekt konzipiertes Aufbau-Zivilisationsspiel, bei dem die Spieler sowohl strategisch als auch taktisch ihr Imperium ausbauen und dabei auch vor destruktiven Aktionen nicht zurückschrecken, um die Mitspieler in Schach zu halten. Die Schädigung der Konkurrenten geschieht in der Regel durch die Aktion „Zerstören“. Allerdings wird ein zerstörter Ort lediglich zum Fundament, welches ein Spieler unter Umständen als Baukosten verwenden kann. De facto herrscht bei Imperial Settlers ein ständiger Kreislauf aus Produktionsgewinnung zum Bau von Orten, die teilweise wieder abgerissen werden (müssen), um noch stärkere und lukrativere Orte zu errichten. Sämtliche Waren und Aktionen sind miteinander verbunden, so dass die kleinen grauen Zellen der Spieler reichlich gefordert werden. Doch dabei ist Imperial Settlers immer logisch aufgebaut und gar nicht mal so komplex. Sobald die Regeln erstmal verinnerlicht sind, spielt sich Imperial Settlers flüssig und problemlos und kann auch von ambitionierten Gelegenheitsspielern bewältigt werden. Das primäre Klientel von Imperial Settlers sind aber dennoch die Vielspieler, da das Ganze doch recht anspruchsvoll ist und eine großartige Spieltiefe besitzt, die glücklicherweise nicht unnötig verkompliziert wurde. In diesem Zusammenhang ist übrigens auch die Spielanleitung zu loben, die hervorragend verfasst ist und keine Fragen offen lässt.

Neben einem tollen Spielspaß besticht Imperial Settlers auch durch einen hohen Wiederspielreiz. Das liegt zum einen an den verschiedenen Völkern mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen, und zum anderen an der verfügbaren Kartenvielfalt. Da mit jeder Partie verschiedene Karten im Spiel sind oder zumindest in anderer Reihenfolge gezogen werden, ist kein Spiel wie das andere. Und demzufolge müssen sich die Spieler immer den aktuellen Rahmenbedingungen anpassen, was ein Garant für ein ausgeprägtes Wiederspielverlangen ist. Aber da wir schon bei den Karten sind – ein gewisser Glücksfaktor lässt sich definitiv nicht verleugnen. Vor allem in den ersten beiden Runden wollen die Spieler Produktionsorte errichten, und wenn solche Karten nicht gezogen werden, rückt ein Sieg in weite Ferne. Aber wie heißt es so schön im Fußballgeschäft: im Laufe einer Saison gleicht sich alles aus. Und da Imperial Settlers bei allen Spielern mit gutem Geschmack öfters auf den Tisch kommen dürfte, gleicht sich Fortuna (meistens) ebenfalls aus.

Imperial Settlers bietet als Option auch eine friedliche Variante an, in der die Orte der Mitspieler nicht zerstört werden dürfen. Schnickschnack! Diese Alternative ist nur was für Weicheier. Der ultimative Kick kommt zweifellos bei der „normalen“ Variante auf und speziell das Zerstören einer besonders lukrativen gegnerischen Karte macht einen Heidenspaß. Zumindest dem Zerstörer, nicht dem Betroffenen, HarHar ;-)
Eine andere Option ist das Solospiel, in dem ein Spieler gegen einen fiktiven Gegner antritt. Ziel dieser Variante ist neben dem Gewinn des Spiels auch die permanente Steigerung des persönlichen Highscores. Auch diese Auswahlmöglichkeit macht Spaß und kann durchaus weiterempfohlen werden.

Fazit:

Apropos Weiterempfehlung: selbstverständlich verdient Imperial Settlers eine solche in ganzem Umfang und ohne jegliche Abstriche. Das Spiel garantiert stundenlangen Spielspaß ohne Abnutzungserscheinungen, und das ist natürlich das größte Lob, das man einem Karten-Brettspiel machen kann. Aufgrund des Konzepts mit unterschiedlichen Völkern ist Imperial Settlers außerdem für diverse Erweiterungen prädestiniert. Freuen wir uns auf diese und befriedigen wir unseren Spieltrieb so lange mit dem grandiosen Basisspiel.

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